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Ohne Kompromisse

(Westfälischer Anzeiger 5. Juni 2014, Karsten Mark)

Krystian Zimerman spielt in Wuppertal

Auch ein Jahr später ranken sich die Gespräche in der Konzertpause um den kleinen Eklat, der so hohe Wellen schlug. Pianist Krystian Zimerman hatte sein Konzert 2013 in der Philharmonie Essen unterbrochen, um sich öffentlichkeitswirksam über heimlich gedrehte Handyvideos zu beschweren. Seine Botschaft wurde von vielen Medien aufgegriffen – während das Konzert fast zur Nebensache geriet. Für solch zornige Appelle gab es diesmal beim Zimerman-Rezital keinen Platz. Dafür eignete sich weder das Sujet – Beethovens letzte drei Klaviersonaten – sonderlich gut, noch gab es für den Künstler Anlass zur Beschwerde. Krystian Zimerman ist der neue Träger des Klavierfestival-Preises. Bei seinem achten Gastspiel in 22 Jahren wurde er dem 57-jährigen Polen nun verliehen – was umso erstaunlicher ist, als Zierman generell nicht mehr als 50 Konzerte pro Jahr gibt. Die Selbstbeschränkung ist einem Perfektionismus geschuldet, der soweit reicht, dass der Pianist selbst zu Gastspielen in Übersee seinen eigenen Konzertflügel mitbringt.

Die Beschränkung des Abendprogramms auf die drei Beethoven-Sonaten – die es netto gerade mal auf eine gute Stunde Aufführungsdauer bringen – war nicht Zimermans Idee. Vielmehr stand er am Anfang eines Festival-Projekts, des „Beethoven-Gipfels“. Drei Mal werden die drei Spätwerke zu hören sein, welche so frappierend aus dem Rahmen des Beethoven-Oeuvres fallen. Nach Zimerman machen András Schiff (am 16.6. in Düsseldorf) und Igor Levit (am 30.6. in Mülheim) den Gipfel komplett.

Eine würdigere Eröffnung, als Zimerman sie präsentierte, hätte sich Intendant Franz Xaver Ohnesorg kaum wünschen können. Wie so oft übertraf der Pole selbst hochgesteckte Erwartungen an Interpretation und klangliche Ausgestaltung. Man mag sich darüber wundern, dass sich der Perfektionist die Noten noch aufs Klavier legt; erkennbare Unsicherheiten aber gibt es keine an diesem Abend. Zimerman hat diese als ätherisch geltende – ja geradezu als solche mystifizierte – Musik des alternden, vollständig ertaubten Beethoven hörbar durchdrungen, sich zu eigen gemacht – und dabei auch von Geheimniskrämerei befreit. Da gibt es nichts Sperriges oder Kopflastiges zu hören. Alles klingt quicklebendig und ist kompromisslos mit Emotionen aufgeladen: schwärmerisch, temperamentvoll, wehmütig und rauschhaft. Manches wirkt geradezu kühn interpretiert, etwa der punktierte Rhythmus im ersten Satz der c-Moll-Sonate, welcher sich zu einem echten Swing auswächst. Die Frage nach einem konkreten Programm zu dieser Sonatengruppe, einer eventuellen Todesahnung oder einem (verfrühten) Abschiednehmen Beethovens von der Welt, stellt sich bei dieser Annäherung nicht zwingend. Dennoch hat sie Zimerman zweifellos beschäftigt. Als junger Student habe er immer eine Statuette „dieses uralten Beethoven“ auf seinem Klavier stehen gehabt. Anfang dieses Jahres habe er realisiert, nun genauso alt zu sein, wie Beethoven es auf seinem Sterbebett war, und seinen Schluss gezogen: „Wir sollen hier und jetzt unser Leben leben!“ Am Ende gab es noch einen Appell: „Helfen Sie mit, dass es ein bisschen mehr Liebe auf der Welt gibt und weniger Waffen!“

 

Karsten Mark 

Source: http://www.klavierfestival.de

 
 
 
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